Mike Etherington-Smith beschreibt den Longines CCI5*-L Geländekurs
Während ich diese Zeilen schreibe, werden gerade die Sprünge im Gelände für das diesjährige Turnier aufgestellt und in den nächsten drei Wochen wird die Strecke zum Leben erweckt. Das ist der Teil an der Planung, der besonders viel Freude macht. Die Pläne werden gegen Ende des letzten Jahres erstellt und im Februar bestätigt. Sobald die Hindernisse aufgestellt sind, wirken sich die Optik und die Art und Weise, wie die Hecken geschnitten sind, auf den Schwierigkeitsgrad aus.
Die Geländestrecke wurde in diesem Jahr gedreht und es wird einige neue Aufgaben und Hindernisse in beiden Prüfungen geben. In diesem Jahr finden die Europameisterschaften im September in Blenheim Palace in Großbritannien statt, und viele werden versuchen, im Hinblick auf eine Nominierung einen guten Eindruck zu hinterlassen, um einen der begehrten Teamplätze zu erhalten, was wiederum das Interesse und den Druck auf einige Athleten erhöhen wird.
Wie immer hoffe ich, dass jeder Reiter von seinem Ritt profitiert und eine positive Erfahrung macht. Mein Dank gilt David Evans und allen Beteiligten für die harte Arbeit, die sie bei der Vorbereitung der Parcours auf so hohem Niveau geleistet haben, und ein großes Dankeschön an die vielen freiwilligen Helfer, die ihre Zeit so großzügig zur Verfügung stellen, damit der Tag perfekt funktioniert.
Die ersten drei Hindernisse, Auftakt der Sparkasse Harburg-Buxtehude (1), Willke Tisch (2), und der Busch Oxer (3), sind hoch und breit und dienen wie immer dazu, die Nerven (von Pferd und Reiter) zu beruhigen und ihnen zu ermöglichen, in einen guten, selbstbewussten Rhythmus zu kommen, während die Pferde in guter Manier springen.
Das Longines Wasser (4), (5abc), stellt die erste große Anforderung an Pferd und Reiter und kommt in diesem Jahr sehr früh. Der Einsprung (4) hat ein ziemliches Gefälle und wird weit gesprungen, bevor sich die Reiter zum Wassereinsprung über die Hecke begeben, der die maximal erlaubte Tiefe von ca. 2 Metern hat, um dann mit vier bis fünf Galoppsprüngen zu einem der Boote im Wasser zu kommen. Danach geht es mit drei Galoppsprüngen zu einer gebogenen Hecke am oberen Ende des Hangs. Pferde und Reiter müssen gut aufeinander eingestellt sein, um sich sicher zu fühlen und die Linie richtig zu treffen, sonst ist ein Vorbeiläufer (20 Strafpunkte) nur allzu leicht möglich.
Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es den Hügel hinunter zum Equistro Holzstoß (6), einem einfachen Sprung, der allerdings auf maximaler Höhe und Breite steht, und dann zur MIM-Ecke (7) auf dem Weg in das Hauptstadion. Das MIM-System ist eine Sicherheitsentwicklung im Sport, die vor etwa 10 Jahren eingeführt wurde, um die Möglichkeit eines Rotationssturzes zu verringern. Sollte ein Pferd den Sprung stark berühren, fällt dieser in sich zusammen (er kann schnell wieder aufgestellt werden), was automatisch 11 Strafpunkte nach sich zieht.
Es geht ins Stadion zur Longines Kombination (8abc), einem Oxer mit Maximal-Maßen, gefolgt von zwei schrägen Hecken, die mit einem Galoppsprung zu reiten sind. Hier geht es darum, die Fähigkeit des Reiters zu testen, sein Pferd gut vorzubereiten und die Linie zu halten, sowie die Durchlässigkeit des Pferdes zu überprüfen.
Als nächstes kommt ein alter Favorit, die Gärtnerei Wrede’s Rennbahnhecke (9), einfach, wenn auch auf maximaler Höhe für einen Heckensprung (1,45m), bevor dann die beiden schrägen Baumstämme Holzkontor (10ab), die auch bereits im letzten Jahr dabei waren und auf diesem Niveau ganz selbstverständlich zu überwinden sein sollten, zu springen sind.
Der Meßmer-Teich (11/12ab/13) ist wie immer sehr belebt und intensiv. Die Pferde kommen um die Ecke, und es gibt für sie eine Menge zu verarbeiten, sowohl in Bezug auf die Menschen und die Atmosphäre als auch die eigentlichen Hindernisse, über die sie springen müssen. In diesem Jahr besteht die direkte Route aus einer Reihe von MIM-Stämmen mit einem Einsprung ins Wasser, einer großen, schmalen Triple Hecke auf der Insel, gefolgt von einem weiteren schmalen Sprung (den wir als „Karottenkiste“ bezeichnen, aber ich bin mir nicht sicher warum!) am oberen Ende des Hangs, wenn man zum zweiten Mal aus dem Wasser kommt, um dann über das sehr schöne Mühlenhaus aus dem Komplex rauszureiten. Dies ist ein Test für Sportlichkeit, Durchlässigkeit, gutes Reiten und Vertrauen von Pferd und Reiter. Es gibt eine lange, sehr zeitraubende Alternative für diejenigen, die vielleicht nicht ihren besten Tag haben.
Nach einer kleinen Verschnaufpause durch den Wald erreichen wir die Porsche Wellenbahn (14abcd), die ein neues Aussehen hat. Wenn die Pferde sich dem Haus am oberen Ende des Hangs nähern, können sie nicht sehen, was folgt, bis sie den oberen Teil erreicht haben und dann den Hang hinunter zum Tiefsprung und den beiden versetzten Bürsten kommen. Die Art und Weise, wie sie über das Haus springen, wird bestimmen, wie es danach weitergeht. Der Tiefsprung sollte auf diesem Niveau keine Probleme bereiten, doch die Art und Weise, wie die Pferde ihn springen, wird darüber entscheiden, wie gut sie die beiden versetzten Bürsten überwinden, die zum Vorbeilaufen einladen, wenn die Linie nicht perfekt ist. Ein weiterer Test für das reiterliche Können und das Vertrauen und die Durchlässigkeit der Pferde.
Die Niedersachsenpferde (15) sind das, was wir einen Auflockerungssprung nennen, da er einfach ist und Pferd und Reiter die Möglichkeit gibt, sich neu zu sortieren und nach der Intensität der letzten beiden Kombinationen eine Verschnaufpause einzulegen, während sie sich auf den Weg zur LeMieux Lagune (16abc) machen.
Hier gibt es zwei große Bürstenecken, eine kurz vor dem Wasser (16a), um dann in das Wasser zur zweiten Ecke (16b) mit fünf oder sechs Galoppsprüngen zu reiten, je nachdem, welche Linie der Reiter wählt, bevor es in die dritte Wendung zu einem Weitsprung (16c) kommt, der diesen Wasserkomplex beendet. Hier geht es nur um das Reiten, Vertrauen und eine gute Vorbereitung und Präsentation. Wenn jemand nach der zweiten Wendung in Bedrängnis kommt, kann er sich für eine lange, zeitraubende Strecke entscheiden.
Der Tisch (17) ist ein weiterer sogenannter „Run and Jump“-Sprung, auch wenn er groß ist, und das folgende Gatter (18ab) soll mir als Parcoursdesigner helfen, die Zeit (Zeit ist ein wichtiger Teil des Wettbewerbs) zu beeinflussen, indem die Reiter für eine kurze Strecke verlangsamt werden.
Noch einmal geht es durch die Bäume zum Busch Oxer (19), der zum neuen Hindernis auf der diesjährigen Strecke führt, der Manzke’s Irish Bank (20abc). So etwas sieht man heutzutage nicht mehr oft, und es wird interessant sein zu sehen, wie sich die Reiter hier schlagen. Sie müssen einen Plan haben, denn wenn sie sich der Bank nähern, gibt es keinen Hinweis darauf, dass auf der anderen Seite der Bank, nachdem sie sie verlassen haben, eine schwierige dreifache Bürste auf zwei Galoppsprüngen liegt. Als Parcoursdesigner mag ich diese Art von Sprüngen, weil die Reiter darauf reagieren müssen, wie sich ihre Pferde den Weg über die Bank bahnen. Es gibt hier eine gewisse Unvorhersehbarkeit. Pferde, die wendig und schnell auf den Beinen sind und schnell denken, werden das gut hinbekommen, und die Reiter müssen geistesgegenwärtig sein, um mit ihren Pferden mitzugehen und nicht zu viel zu überlegen.
Der Bed & Breakfast (21ab) Sprung ist über eine leichte Rechtskurve mit drei Galoppsprüngen zu reiten, um dann zurück zur Reiterbar (22) und den MIM-Ecken (23ab) zu führen, die ebenfalls eine Linkskurve mit drei Galoppsprüngen haben. Diese Ecken erfordern eine gute Linie und gutes Reiten, sowie Durchlässigkeit und Athletik von den Pferden – ein weiteres Paar von Hindernissen, bei denen ein Vorbeilaufen frustrierend einfach ist.
Das Fledermaus Hotel (24) ist neu. Es ist ein weiterer Sprung mit MIM-Clips, dieser ermöglicht eine weitere Verschnaufpause nach der Intensität der vorangegangenen zwei Minuten, bevor man das Coffin (25abc) erreicht. Der Einsprung muss korrekt angeritten werden, da es sich um einen weiteren MIM-Sprung auf der Strecke handelt. Ein einladender Sprung, wenn der Reiter sein Pferd gut vorbereitet hat. Es gibt einen alternativen, zeitaufwendigeren Weg zum abgewinkelten Baumstamm, falls jemand die leichtere Linie wählen möchte.
Von hier an sollte es ziemlich einfach sein. Die Lotto Niedersachsen Hecke (26) sieht riesig aus, lässt sich aber gut springen und muss schön nach vorne geritten werden. Die Voltaire Oxer (27ab) und der Longines Final Jump (28) sind an sich keine schwierigen Hindernisse, aber sie sind groß und weit, deshalb habe ich sie mit dem MIM-System abgesichert, so dass die Reiter sicherstellen müssen, dass sie genug „Sprit im Tank“ haben, damit ihre Pferde sie gut springen, oder sie riskieren 11 Strafpunkte für die Auslösung des MIM-Systems.
*„MIM“: * Wo es möglich ist, vermeiden Sicherheitssysteme an Geländehindernissen unglückliche Situationen für Pferde, wenn das Pferd oder der Reiter einen Fehler machen. 11 Punkte kommen beim Auslösen eines solchen Hindernisses auf das Konto des Reiterpaars.