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Die Longines Luhmühlen Horse Trials sind eine internationale Turnierveranstaltung im Vielseitigkeitsreiten und zählen zu den wichtigsten Turnieren dieser Sportart. Als nächstes findet es vom 13. bis 16. Juni 2024 in Luhmühlen, rund 35 Kilometer südlich von Hamburg gelegen, statt. Die Tickets sind ab 1. November 2023 bei Ticketmaster erhältlich.
Das jährlich im Juni stattfindende Turnier ist als CCI5*-L ausgeschrieben, was der höchsten Kategorie für Vielseitigkeitsreitturniere entspricht. Seit 2005 zählt Luhmühlen zu der „Champions League“ der Veranstaltungen und organisiert eine der weltweit sechs CCI5*-L Prüfungen. Zusätzlich werden die Deutschen Meisterschaften im Rahmen einer CCI4*-S in Luhmühlen ausgetragen.
Das Gelände, das von Mike Etherington-Smith gestaltet wird, stellt ein natürliches Aussehen in den Vordergrund und ist an modernste Sicherheitsstandards angepasst. Reiter aus Nationen der ganzen Welt kommen jährlich im Juni in die Heide, um sich ein Ziel der laufenden Saison zu erfüllen, das Turnier als wichtige Qualifikationsprüfung zu nutzen oder um sich auf das Championat des jeweiligen Jahres vorzubereiten, das später in der Saison stattfindet.
Donnerstag und Freitag finden jeweils die Teilprüfungen Dressur statt, Samstag die Geländeprüfungen und am Sonntag dann die abschließenden Springen und die Siegerehrungen. Der genaue Zeitplan ist kurz vor dem Turnier hier zu finden.
DIE SIEGER
Yasmin Ingham(GBR)/Banzai du Loir - CCI4*-S
Michael Jung/fischerChipmunk FRH - DM
Julia Krajewski/Ero de Cantraie - CCI4*-S/DM
Michael Jung/Highlighter - CCI4*-S/DM
Michael Jung – fischerChipmunk FRH DM
Julia Krajewski/Samourai du Thot - CCI4*-S/DM
Tim Price (NZL)/Ascona M - CCI5*-L
ERA Hall of Fame
Marina Köhncke in Hall of Fame der Vielseitigkeit aufgenommen
Marina Köhncke in Hall of Fame der Vielseitigkeit aufgenommen
Seit 2007 werden im Rahmen des internationalen Vielseitigkeitsturniers in Luhmühlen ein Reiter und ein Pferd in die Hall of Fame des Vielseitigkeitssports berufen. In diesem Jahr wurde diese Ehre Marina Köhncke und Sundance Kid zuteil. (fn-press)
1987 gewann Marina Köhncke, damals noch Loheit, mit dem Hannoveraner Sundance Kid, das allererste Bundeschampionat des deutschen Geländepferdes in Süseler Baum – der Auftakt zu einer „Bilderbuch-Karriere“, wie Antje Kerber in ihrer Laudatio beschrieb. Schon dreijährig hatten Züchter Uwe Ropers aus Drochtersen und sein erster Ausbilder Willi Koppermann erkannt, dass in dem Sohn des Halbblüters Smaragd (MV: Eisenherz) ein ganz besonderes Pferd heranwächst. Allerdings muss so ein Pferd auch in die richtigen Hände kommen und die waren mit Marina Loheit aus Radbruch und ihrer Familie gefunden. Bereits in ihrer Jugend machte Marina Loheit ihren Konkurrenten das Leben schwer. „Wir wussten, wenn Marina mit ihrem Pony Dulcinea startet, geht es für uns nur darum, wer Zweiter wird“, erinnerte Antje Kerber und ergänzte mit einem Schmunzeln. „Es sei denn, es war ein Graben im Kurs. Denn Gräben mochte Dulcinea nicht.“
Auf Dulcinea folgte El Extranjero, mit dem Marina Loheit zweimal an JuniorenEuropameisterschaften teilnahm. Der Durchbruch an die internationale Spitze gelang dann mit Sundance Kid. 1989 wurde das Paar Deutscher Meister und Mannschaftseuropameister der Jungen Reiter und gehörten bereits ein Jahr später zur deutschen Mannschaft bei den ersten Weltreiterspielen in Stockholm. Einzeln werden sie dort Siebte, im Team gewinnen sie die Bronzemedaille. 1993 ging für die ehemalige Pony-Meldereiterin des Luhmühlener Turniers ein Traum in Erfüllung: Sie wird Deutsche Meisterin mit Sundance Kid und belegt als erste Deutsche Platz eins der FEI-Weltrangliste. „Es gab Stimmen, die sie als deutsche Antwort auf die britischen Topreiterinnen Ginny Leng und Lucinda Green bezeichneten, ein größeres Kompliment gab es damals nicht“, sagte Kerber. Sundance Kid verabschiedete sich 1996 mit einem vierten Platz in einer S-Prüfung in Rodderberg von der Vielseitigkeit und startete eine zweite Karriere als Dressurpferd. 1999 feierte er seinen letzten sportlichen Erfolg in einer MDressur mit Bine Schulz im Sattel. „Sundance Kid war ein Pferd mit einem Löwenherz, einer wunderbaren Bergaufgaloppade und dem unbedingten Willen, jederzeit und in jeder Disziplin für seinen Reiter das Beste zu geben“, so Kerber.
Marina Köhncke setzte ihre Karriere mit anderen Pferden fort. 1993 wurde sie mit Arapaima Vierte mit dem deutschen Team bei den Europameisterschaften in Achselschwang, gewann 1998 DM-Silber mit Sir Toby und ging mit Böttchers Longchamps sowohl bei den WM in Pratoni del Vivaro 1998 als auch bei den Olympischen Spielen 2000 an den Start. Zudem verhalf sie in Sydney mit Sir Toby dem deutschen Team zu Platz vier.
2001 verlagerten sich dann die Prioritäten. Für Marina Köhncke, inzwischen verheiratet und im schleswig-holsteinischen Badendorf zuhause, wurden Familie und Kinder zum Mittelpunkt. Den Pferden blieb sie – inmitten einer Züchterfamilie – dennoch weiter treu. 2004 kehrte sie dank der Holsteiner Stute Calma Schelly nicht nur in den Sport, sondern in den Spitzensport zurück. 2009 gewannen die beiden die Weltcupprüfung in Malmö, starteten 2010 in Burghley und wurden ein Jahr später in Badminton Neunte. Das bislang letzte Pferd, das Marina Köhncke selbst bis auf Drei-Sterne-Niveau ausgebildet hat, ist der Holsteiner Let’s Dance, der mittlerweile mit ihrer Auszubildenden Kari Ingrid Gunzenhäuser erfolgreich im Junge-ReiterSport unterwegs und aus eigener Zucht stammt. Ebenso wie der Clarimo-Sohn Costbar, mit dem Marina Köhncke 2017 das Bundeschampionat in Warendorf gewinnt – 30 Jahre nach ihrem ersten großen Erfolg mit Sundance Kid. „Marina Köhncke ist als Stilistin im Sattel bis heute ein herausragendes Vorbild für die nächste Generation“, schloss Antje Kerber ihre Rede. (Uta Helkenberg / fn Press)
PM_Juni_2019_Hall of fame.pdf
Luhmühlen: Bettina Hoy und Leonidas II in die Hall of Fame aufgenommen
Bettina Hoy und Leonidas II in die Hall of Fame aufgenommen
„Zum Vielseitigkeitssport gehören unheimlich viel Passion und Leidenschaft. Und jeder träumt einmal davon, mal Olympische Spiele oder Badminton zu reiten. Aber auch wir Züchter haben einen Traum“, sagte Burkhard Wahler, Chef des Klosterhofs Medingen, in seiner Laudatio. „Wenn ein Fohlen geboren wird, dann geht der Züchter in der Stall und passt auf, dass das Fohlen trinkt, und dann holt er einer Pulle Sekt und trinkt das erste Glas und freut sich, dass alles gut und gesund ist. Und beim zweiten Glas fängt er an zu überlegen, was könnte aus dem mal werden. Und wenn er das dritte oder vierte Glas ausgetrunken hat, dann denkt er, der geht auch mal auf die Olympiade. Und Sie werden es nicht glauben: Solche Wünsche gehen auch manchmal auch in Erfüllung.“ So wie für Gabriele Pochhammer, die in Windeby mit ein bis zwei Stuten eine kleine Holsteiner Zucht betreibt. Schon bei der Geburt von Leonidas, einem Sohn des Landos aus ihrer Stute Nairobi III von Parco xx, im Jahr 2004 träumte sie davon, dass ihn einmal Mark Todd reiten möge. Nicht zuletzt dank der Vermittlung durch Philipp Kolossa landete der zweimalige Olympiasieger aus Neuseeland einige Jahre später tatsächlich im Sattel des Braunen. „Seitdem hat das Paar 76 nationale und internationale Vielseitigkeitsprüfungen bestritten, 66 davon ohne Hindernisfehler, und war 46 Mal in den Top Ten platziert“, zählte Wahler auf. Insgesamt neun Mal nahmen die beiden an Vier-Sterne-Prüfungen teil, beendeten das CCI4* Badminton fünf Mal ohne Hindernisfehler, starteten zwei Mal bei Weltmeisterschaften und belegten bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 Platz sieben. „Hier ist Züchtertraum wahr geworden – dank der Qualität des Pferdes, dank des Ausnahmekönners und –reiters Mark Todd und dank dieser Züchterin, die sich Gedanken gemacht hat, wie man ein ganz besonderes Pferd züchten kann“, schloss Wahler. „Es macht einen als Züchter wahnsinnig glücklich, wenn sein Pferd so einen Weg geht. In den meisten Fällen hat man aber relativ wenig Einfluss darauf. Und wenn dann ein Mark Todd sich eines solchen Pferdes annimmt und ihn so fabelhaft ausbildet und so sorgsam in den Sport bringt, da kann man als Züchter nur davon träumen. Und das ist es auch, was einen als Züchter bei der Stange hält“, sagte Gabriele Pochhammer, von der Ehrung völlig überrascht . „Ich bin überwältigt und überglücklich und kann gar nicht sagen, wie es mir gerade geht: einfach viel zu gut.“
Die beachtlic he Erfolgsbilanz von Leonidas II wird getoppt durch die von Bettina Hoy, die seit fast 35 Jahren im Sport erfolgreich ist. Bereits 1984 beendete sie als 21-Jährige ihre ersten Olympischen Spiele in Los Angeles mit Mannschaftsbronze. Damals saß sie im Sattel ihres ersten Erfolgspferdes Peacetime. „Es war bei einem Lehrgang in Warendorf 1983, als der spätere Mannschaftsolympiasieger Peter Luther mit Livius einen richtig schweren Parcours sprang, der uns alle beeindruckte. Da sagte Bettina, das kann ich auch. Und machte es Luther mit ihrem Vielseitigkeitspferd nach“, erinnerte sich Laudator Hinrich Romeike an seine erste Begegnung mit Bettina Hoy, die damals noch Overesch hieß. Insgesamt nahm Hoy an zehn Europameisterschaften teil, an vier Weltmeisterschaften und drei Olympischen Spielen. Zu ihren größten Erfolgen zählen der EM-Einzeltitel 1997 und Mannschafts-Gold bei den WM 2006 in Aachen. Vier Mal war sie Deutsche Meisterin, zuletzt im vergangenen Jahr. Die meisten Erfolge feierte sie mit selbst ausgebildeten Pferden, wie eben mit dem bereits genannten Peacetime, aber auch Ringwood Cockatoo, Designer, Seigneur Medicott oder Watermill Stream, der selbst seit 2007 einen Platz in der Hall of Fame hat. „Einen Ausnahmeathleten erkennt man aber daran, wie er mit Niederlagen umgeht“, sagte Romeike. „Bettina hat ihre wohl größte Niederlage, die Aberkennung der verdienten Goldmedaillen nach den Olympischen Spielen 2004, direkt mit einem Sieg im CCI3* Boekelo quittiert. Die nicht mögliche Teilnahme an den Olympischen Spielen in Hongkong, als sich ihr Pferd vier Wochen zuvor in Aachen verletzte, hat sie mit einem Sieg im CCI4* in Pau im selben Jahr beantwortet. Man sagt ja immer, wirkliche Champions stehen nach Niederlagen wieder auf. Das hat sie gezeigt, wie sonst niemand.“
Neu in der Hall of Fame der Vielseitigkeit: Harry Klugmann und Hop and Skip
Neu in der Hall of Fame der Vielseitigkeit: Harry Klugmann und Hop and Skip
Die Würdigung ehemaliger Reiter und Pferde hat in Luhmühlen Tradition Luhmühlen (fn-press).
Die „Hall of Fame“ des Vielseitigkeitssports wächst weiter: Nach guter Traditionwurden im Rahmen des internationalen Vielseitigkeitsturniers in Luhmühlen wieder ein Reiter und ein Pferd für ihre Leistungen gewürdigt. In diesem Jahr waren es der in den 70er Jahren hocherfolgreiche Harry Klugmann (Löningen) und der 18-jährige Hop and Skip von Dirk Schrade, denen auf diese Weise ein Denkmal gesetzt wurde.
„Heute ehren wir einen Oldenburger Reitersmann, der in seiner sportlichen Karriere Höhen und Tiefen durchlebt hat, einen großartigen Teamplayer und einen Reiter, der sich immer durch Fairness gegenüber seinen Kollegen und seinem Sportpartner Pferd erwiesen hat“, sagte Hans Nagel (Bielefeld) in seiner Laudatio. Harry Klugmann feierte seinen ersten großen Erfolg 1971 mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit Christopher Robert, ein weiterer Titel sowie drei Vizemeistertitel folgten. Fünfmal nahm er an Europameisterschaften teil, gewann 1973 in Kiew Mannschaftsgold mit El Paso, 1975 in Luhmühlen Mannschaftsbronze mit Veberod sowie 1977 Mannschaftssilber mit El Paso. 1978 wurde er mit Veberod Mannschafts-Vizeweltmeister in Lexington/Kentucky. Sein wohl größter Erfolg war jedoch die Mannschafts-Bronzemedaille, die er bei den Olympischen Spielen 1972 in München gemeinsam mit Lutz Gössing, Karl „Kalle“ Schultz und Horst Karsten gewinnen konnte. Schlagzeilen machte Harry Klugmann aber auch dank seines großen Teamgeistes. Bei den EM 1979 stellte er seinem Freund und Teamkollegen Horst Karsten, dessen Pferd ausgefallen war, eines seiner beiden Pferde zur Verfügung. Karsten ritt El Paso und wurde Achter, Harry Klugmann landete mit Veberod auf Platz 38. „Das stelle man sich heute einmal vor“, sagte Hans Nagel. Vom Verband der Deutschen Sportpresse wurde Klugmann für die großzügige Geste mit der Fair-Play-Trophy ausgezeichnet.
„Wenn wir eben noch etwas in die Vergangenheit geschaut haben, kommen wir jetzt fast noch in die Gegenwart. Zu einem Pferd, das in den letzten Jahren für Deutschland so viele Erfolge wie kaum ein anderes erzielt hat“, begann der frisch gekürte Reitmeister Hans Melzer seine Laudatio auf den aus der Zucht der britischen Springreiterin Tina Fletcher stammenden Fuchswallach Hop and Skip (v. Skippy II), mit dem Dirk Schrade zwei Mal Mannschafts-Gold bei Europameisterschaften (2013 und 2015) sowie bei den Weltmeisterschaften 2014 in der Normandie gewinnen konnte. Der 1999 geborene Hop and Skip wurde zunächst vom Australier Stephen Way in den Sport gebracht und ging 2009 ging dann an den Japaner Kenki Sato, der mit ihm 2010 Platz 35 in Lexington belegte. Er trainierte zu dieser Zeit bei Dirk Schrade. „Sein Vorbesitzer wollte ihn loswerden, weil er meinte, ein Pferd haben zu müssen, das besser Dressur geht. Doch jeder, der ihn nicht näher kannte, hätte wohl abgewunken und gesagt: Danke, das ist nicht mein Typ“, sagte Hans Melzer. Zu eigenwillig war seine Art zu springen, die Hop and Skip unverwechselbar machten. „Wenn er beim Bundeschampionat gegangen wäre, hätten wir uns nicht getraut, eine Note zu geben.“ Doch Dirk Schrade kannte das Potenzial, das in dem Wallach steckte und fand in Freya Rethmeier aus Horn-Bad Meinberg eine Sponsorin, die bereit war, den Wallach mit dem Stallnamen „Baxter“ für ihn zu kaufen. „Dirk und Baxter haben gemeinsam 49 internationale Prüfungen bestritten und hatten nur einmal einen Hindernisfehler im Gelände. Wir hatten selten einen besseren Pathfinder für unser deutsches Team“, schloss Melzer seine Ausführungen. Im vergangenen Jahr hatte Hop and Skip seinen letzten Auftritt beim CHIO Aachen, danach wurde er aus dem Sport verabschiedet, den er nun bei seiner Besitzerin genießen darf.
Hall of Fame 2016: Otto Ammermann und Volturno in "Hall of Fame" aufgenommen
Hall of Fame 2016: Otto Ammermann und Volturno in "Hall of Fame" aufgenommen
Luhmühlen (fn-press). Die „Ruhmeshalle" des Vielseitigkeitssports füllt sich weiter. Als zehnten deutschen Reiter berief die Vereinigung internationaler Vielseitigkeitsreiter (IERA) in Luhmühlen den heute 83-jährigen Otto Ammermann und dessen legendären Oldenburger Hengst Volturno in die Hall of Fame.
Seinen Platz teilt Otto Ammermann mit anderen Größen wie dem ehemaligen Bundestrainer Horst Karsten, den Mannschaftsolympiasiegern Claus Erhorn und Matthias Baumann sowie den beiden Doppel-Olympiasiegern Hinrich Romeike und Michael Jung, aber auch mit dem 2014 verstorbenen Herbert Blöcker, Karl Schultz und Helmut Rethemeier. Diese drei waren es, mit denen Ammermann und sein erst achtjähriger Volturno vor genau 40 Jahren die Olympische Silbermedaille in Montreal gewonnen hat. Er selbst war allerdings übers Ziel der damals noch existierenden Rennbahn hinausgaloppiert. Die Korrektur kostete nicht nur Zeit, er wurde später sogar wegen „fremder Hilfe“ disqualifiziert. Zwei Jahre später trug Ammermann mit Volturno maßgeblich zur Mannschaftssilbermedaille bei den Weltreiterspielen in Lexington bei und wurde - neun Jahre nach seinem ersten Titelgewinn mit Alpaca - zum zweiten Mal Deutscher Meister. Wiederum zwei Jahre später wiederholte sich das Ganze: Ammermann sicherte sich mit Volturno den Meistertitel und belegte bei den „Ersatzspielen“ in Fontainebleau Platz zwei mit dem deutschen Team. Seine Chance auf eine „echte“ Olympia-Revanche fiel allerdings dem Moskau-Boykott zum Opfer. „Otto Ammermann war aber auch in Dressur und Springen erfolgreich. 1963 durfte er in Aachen an den Start gehen, wo er mit Servus das Meisterspringen vor Größen wie Winkler, Pessoa, D’Inzeo und anderen gewinnen konnte“, erinnerte FN-Vizepräsident Dieter Medow an die Erfolge Ammermanns. Dieser setzte sich auch nach seiner Championatskarriere auf breiter Ebene für Pferdesport und -zucht ein. Unter anderem war er Mitglied der Landeskommission und Vorstandsmitglied des Pferdesportverbandes Weser-Ems, außerdem Vorsitzender und heute Ehrenmitglied des Reiterverbandes Oldenburg. 1992 wurde er mit dem Reiterkreuz in Bronze geehrt, 1996 wurde ihm das Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens verliehen. „Diejenigen, die mit ihm geritten sind, bezeichneten ihn als super Organisator, anpackend, hilfsbereit und einen Pferdemann durch und durch“, sagte Medow.
Ammermanns Hengst Volturno, der selbst in 27 internationalen Vielseitigkeitsprüfungen, davon 23 im gehobenen Bereich, startete und davon 20 Mal an erster bis dritter Stelle platziert war, schrieb nicht nur Sport-, sondern auch Zuchtgeschichte. Insbesondere über seine Töchter Voila und Ruling Chica aus der Zucht von Harli Seifert in Lodbergen verbreitete sich das Blut des Oldenburger Hauptprämiensiegers von Vollkorn xx – Manolete xx in alle Welt. Über Voila wurde er zum Ur-Großvater der Hengste Chaccomino und Gio-Granno sowie der Stute Grannuschka (v. Grannus), der Mutter von Ludger Beerbaums Couleur Rubin und weiteren drei gekörten Hengsten. Ruling Chica, Tochter der mit Wolfgang Mengers in der Vielseitigkeit erfolgreichen Chica (Rudilore II), ist wiederum Ur-Großmutter der sechs gekörten und in der Dressur erfolgreichen Vollbrüder Rubin Royal, Rockefeller, Romanov, Rubin Action, Rubino Vincento und Rumicello. Insgesamt hinterließ Volturno vier gekörte Söhne und drei ins Leistungsstutbuch eingetragene Töchter. Seine 278 im Turniersport eingesetzten Nachkommen gewannen insgesamt 458.519 Euro und waren in vier Disziplinen bis zur Schweren Klasse erfolgreich: 19 im Springen, 14 in der Dressur, fünf in der Vielseitigkeit und zwei im Fahrsport. Der Hengst selbst nahm leider ein trauriges Ende. 1988 wurde er, damals 20jährig, in die USA verpachtet. Dort wurde noch in der Quarantänestation ein Anschlag auf ihn verübt, er starb an den Folgen zahlreicher Messerstiche. Bis heute ist ungeklärt, ob der Anschlag einem zweiten ähnlich aussehenden Pferd galt, dessen neue Besitzer aus der Drogenszene kamen. Volturno wurde in Lexington begraben.
Hall of Fame 2015: Karl Schultz und FRH Butts Leon in die ERA HALL OF FAME aufgenommen
Hall of Fame 2015: Karl Schultz und FRH Butts Leon in die ERA HALL OF FAME aufgenommen
Luhmühlen (fn-press). Bis Anfang der 80er Jahre zählte Vielseitigkeitsreiter Karl „Kalle“ Schultz aus Böbs zu den maßgeblichen Vertretern seiner Zunft in Deutschland. Nun wurden seine Verdienste noch einmal gewürdigt. Einer guten Tradition folgend, wurde er im Rahmen des internationalen Vielseitigkeitsturniers in Luhmühlen als neunter Reiter in die „Hall of Fame“ aufgenommen. Diese Ehre wird alljährlich auch einem herausragenden Vielseitigkeitspferd zuteil. In diesem Jahr war es das Olympiapferd FRH Butts Leon von Andreas Dibowski aus Döhle.
Tränen der Rührung standen Karl „Kalle“ Schultz in den Augen, als ihm Turnierleiterin Julia Otto, Andrew Hoy als Vertreter der internationalen Vielseitigkeitsreitervereinigung und Laudator Martin Plewa den Wanderehrenpreis, eine silberne Pferdestatue, überreichten. Luhmühlen war für Schultz stets ein gutes Pflaster. Zwischen 1958 und 1979 erlangte er hier mit acht verschiedenen Pferden zwölf Platzierungen. Mehr hatte nur der spätere Bundestrainer Horst Karsten auf dem Konto, auch er ein Mitglied in der Hall of Fame. „Seine Ausbildungsmethoden waren manchmal etwas individuell, aber stets pferdegerecht, sagte Martin Plewa in seiner Rede. „Er verstand es, auf die Besonderheiten und Eigenarten der Pferde einzugehen und dem jeweiligen Pferdetyp gerecht zu werden.“ Seinen größten Erfolg in der Westergellerser Heide feierte Kalle Schultz mit Pisco, mit dem er 1972 in München zum deutschen Bronze-Team bei den Olympischen Spielen zählte. Untrennbar verbunden ist der Name Karl Schultz jedoch mit Madrigal, einem Holsteiner Sohn des Vollblüters Marlon xx, mit dem er 1976 Team-Silber und Einzel-Bronze bei den Olympischen Spielen in Montreal gewann und ein Jahr später mit Doppel-Silber von den Europameisterschaften in Burghley zurückkehrte. Eine dritte olympische Medaille wurde dem 1980 frisch gebackenen Berufsreitlehrer Karl Schulz und Madrigal wegen des Olympia-Boykotts jedoch verwehrt. Stattdessen starteten die Deutschen – wie die meisten westlichen Nationen auch – bei den Ersatzspielen in Fontainebleau und gewannen erneute die Silbermedaille. 1983 zog sich Karl Schultz aus dem aktiven Sport zurück und konzentrierte sich auf die Arbeit im familieneigenen Reit- und Ausbildungsbetrieb “Stall Madrigal“ in Böbs bei Lübeck. „Kalle Schultz war ein im positiven Sinne ‚starker“ Reiter. Er war ein Draufgänger, aber kein Hasardeur auf Biegen und Brechen. Er hatte vielmehr stets ein Gefühl dafür, die aktuelle Verfassung seines Pferdes zu erfühlen und mit dem vorletzten Tropfen Benzin im Tank das Ziel zu erreichen.“
Auch Andreas Dibowski, einer der ersten „Vielseitigkeits-Profis“ in Deutschlands, kann auf Erfolge mit vielen verschiedenen Pferden zurückblicken. Unter ihnen spielt FRH Butts Leon eine herausragende Rolle. 1997 im Züchterstall Butt in Bülkau geboren, durchlief der Sohn des Vollblüter Heraldik xx aus einer Star Regent xx eine Bilderbuchlaufbahn als Vielseitigkeitspferd: vom Vize-Bundeschampion über den zweimaligen Gewinn des Derby Dynamic Cups bis zur Olympiateilnahme. Die Karriere seines Reiters hat er mehr als maßgeblich beeinflusst: FRH Butts Leon machte Andreas Dibowski zum Mannschafts-Olympiasieger 2008, verhalf ihm zum Vier-Sterne-Sieg in seiner Heimat Luhmühlen 2011 und ermöglichte ihm ein Jahr später durch den Verkauf an die für Thailand startende Nina Stilgon, seinen Betrieb in Döhle finanziell abzusichern. Ihren emotionalen Höhepunkt erlebte die gemeinsame Geschichte von Pferd und Reiter in der Rückkehr FRH Butts Leons in die Heide – ermöglicht durch Susanne und Holger Heigel – und den Gewinn des Deutschen Meistertitels in Schenefeld, auf den Dibowksi 20 Jahre lang hatte warten müssen.
Die offizielle Verabschiedung FRH Butts Leons aus dem Sport ist für Samstag während des Geländetags in Luhmühlen geplant.
Hall of Fame 2014: Rethemeier und Braxxi!
Hall of Fame 2014: Rethemeier und Braxxi!
Helmut Rethemeier zählte in den 1970er und 1980er Jahren zu den erfolgreichsten deutschen Vielseitigkeitsreitern. In der Zeit von 1975 bis 1982 bestritt der Landwirt aus dem westfälischen Vlotho acht Championate für Deutschland, gewann Mannschaftssilber bei den Olympischen Spielen in Montreal (1976) sowie bei den Weltmeisterschaften in Lexington/USA (1978) und Luhmühlen (1982). Außerdem war er Vizeweltmeister und WM-Dritter sowie Vizeeuropameister in der Einzelwertung. Als einen „nicht ganz unkomplizierten Charakter“ bezeichnete Hilarius Simons, zu Rethemeiers Zeit Vorsitzender des Vielseitigkeitsausschusses des Deutschen Olympiade Komitees (DOKR) und ein guter Freund des Preisträgers, den Reiter in seiner Laudatio. „Er war ein guter Reiter, aber ein Albtraum für jeden Trainer: Er machte immer, was er wollte.“
Ein besonderes Pferd: FRH Butts Abraxxas
Einen sehr persönlichen Rückblick auf ein außergewöhnliches Pferd „mit dem Herz eines Löwen“ gab Bundestrainer Chris Bartle. Er schilderte den Werdegang von FRH Butts Abraxxas von seiner ersten Begegnung bei einem Indoor-Event in Schleswig-Holstein bis zu seinem letzten großen Erfolg beim Vier-Sterne-Turnier in Burghley, wo der Rappe aus der bekannten Butt’schen Pferdezucht seine Karriere im großen Sport mit einem vierten Platz beendete. Insgesamt sechs Mal in Folge startete das Paar für Deutschland, gewann zwei Mal Mannschaftsgold bei Olympischen Spielen und war 2011 Mannschaftseuropameister in Luhmühlen.
SAM-SATIONELL
SAM-SATIONELL
Michael Jung und sein vierbeiniger Sportpartner Sam sind um eine Auszeichnung reicher: Im Rahmen der Vielseitigkeit in Luhmühlen wurde das Paar von der Internationalen Vereinigung der Vielseitigkeitsreiter (ERA) in die „Hall of Fame“ berufen. Mit gerade einmal 30 Jahren ist Jung der jüngste deutsche „Buschreiter“, dem diese Ehre zuteil wurde.
Jungs Erfolgsstory ist hinlänglich bekannt. Im vergangenen Jahr schrieb der Schwabe in London Geschichte indem er – pünktlich zu seinem 30. Geburtstag – nach dem Welt- und Europameistertitel auch zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen gewann: erst zusammen mit der deutschen Mannschaft und kurze Zeit später auch in der Einzelwertung. „Das war einfach Sam-sationell“, schwärmte Carsten Sostmeier bei seiner Laudatio und nahm damit Bezug auf Michaels Erfolgspartner, den Württemberger Wallach La Biosthetique Sam FBW. Den Sohn des Vollblüters Stan the Man xx hat Jung selbst ausgebildet, bei den Bundeschampionaten vorgestellt und zu dem gemacht, was er heute ist: ein Multi-Champion.
Der Erfolg des jungen Mannes aus Horb ist kein Zufall. „Die Liebe zum Pferd wurde ihm quasi in die Wiege gelegt“, sagte Carsten Sostmeier bei seiner Laudatio. Schon mit acht Jahren bestritt der kleine Michi seine ersten Turniere und durchlief später das komplette deutsche Turniersystem in der Vielseitigkeit: Von der Teilnahme am Nachwuchschampionat als Ponyreiter über die Deutschen Meisterschaften und Europameisterschaften der Junioren und Jungen Reiter. Als Junior gewann er 1999 in Walldorf seinen ersten Deutschen Meistertitel, vier weitere Goldmedaillen im Nachwuchsbereich sollten folgen. Allerdings war und ist er bis heute nicht nur in der Vielseitigkeit erfolgreich. „Mit 21 Jahren bekam er schon das goldene Reitabzeichen für seine Erfolge in Dressur und Springen“, erinnerte Sostmeier.
Großen Anteil an der Bilderbuchkarriere hat Jungs Familie: Vater Joachim, der als Ratgeber, Trainer und Manager seines Sohnes fungiert, und Mutter Brigitte, die gute Seele des Familienunternehmens. „Von Anfang an war sein Vater sein großer Lehrmeister, engster Vertrauter und Freund. Jeder Ritt im A-Springen wurde danach schon so analysiert, als ginge es um die Olympischen Spiele. Das brachte ihn immer weiter nach vorne“, so Sostmeier.
Michael Jungs erste Reaktion auf die unerwartete Ehre war daher auch der Dank an die Familie und natürlich an sein Pferd: „Sam ist wirklich ein einmaliges Pferd. Mit ihm Erfolge zu feiern, macht mich natürlich besonders stolz, da ich ihn selber ausgebildet habe. Aber ich glaube, jeder Reiter weiß, dass man nur ein so tolles Pferd in seinem Leben hat. Mich freut’s natürlich, dass ich das ganz am Anfang meiner Karriere hatte und hoffe, das wir noch ganz viele tolle Erfolge gemeinsam haben werden.“
Jung und Sam sind das sechste Paar, das in Luhmühlen in die Hall of Fame berufen wurde. Sie folgen dem fünffachen Deutschen Meister Horst Karsten (Delmenhorst) und Watermill Stream (Reiterin: Bettina Hoy), dem Olympia-Silbermedaillengewinner Herbert Blöcker (Elmshorn) und dessen Erfolgspferd Feine Dame, den Mannschafts-Olympiasiegern Claus Erhorn (Salzhausen) und Justyn Thyme und Dr. Matthias Baumann (Reichertsheim) und Brilliante (Reiterin: Inken Gräfin von Platen Hallermund, geb. Johannsen) sowie Doppel-Olympiasieger Hinrich Romeike (Nübbel) und Marius.
Hall of Fame 2012: Doppelolympiasieger 2008 in Hongkong Hinrich Romeike und Marius
Hall of Fame 2012: Doppelolympiasieger 2008 in Hongkong Hinrich Romeike und Marius
Nicht einer, sondern gleich vier Laudatoren erinnerten an die Karriere des „reitenden Zahnarztes“ aus Nübbel bei Rendsburg. Seine Teamkollegen vom Olympiateam 2008 lobten ihren Freund und sein Pferd, ohne zunächst den Namen zu verraten. „Er macht immer einen pfiffigen, gebildeten Eindruck, kann gewaltig mit dem Mikrofon umgehen, pflegt ein interessantes Vokabular und zieht seine Zuschauer regelmäßig in Bann.“ So beschrieb Peter Thomsen (Lindewitt) den zu Ehrenden, wodurch viele schon geahnt haben dürften, um wen es sich dabei handelt. Thomsen erinnerte auch an seine erste Begegnung mit Marius. Bei einem Lehrgang im Jahr 1999 war ihm der damals fünfjährige Wallach „als Pferd mit viel Vermögen aufgefallen, „das seinem Reiter, einem Amateur, auch mal half, wenn es nicht passte.“
Diesem Urteil schloss sich auch Andreas Dibowski an, der Marius noch von den Bundeschampionaten her kannte. „In kleinen Schritten ging es in der Karriere der beiden weiter“, sagte er, „bis zum ersten Drei-Sterne-Start im Jahr 2003.“ Noch im selben Jahr bestritten die beiden ihre erste Europameisterschaft in Punchestown/Irland und beendeten diese als bestes deutsches Paar auf Platz 15. Was folgte, war „eine Championatsserie, die ihresgleichen sucht“, so Dibowski und die mit zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen in Hongkong ihren Höhepunkt fand.
Persönliche Erinnerungen an Hongkong beschworen auch Frank Ostholt (Warendorf) und Ingrid Klimke (Münster) hervor. Unter anderem an einen denkwürdigen Ausflug zu einem chinesischen Restaurant, dessen Folgen vor allem Hinrich Romeike mehrere Kilogramm gekostet hatten und angeblich zum guten Springen des Paares beigetragen habe („Der Reiter war fürs Pferds ja kaum noch fühlen…“), oder das Entzünden von Räucherstäbchen vor einem buddhistischen Tempel („Das brachte das nötige Quäntchen Glück.“)
Im Frühjahr 2012 gab Hinrich Romeike bekannt, dass er keinen Versuch mehr unternehmen werde, seinen Titel in London zu verteidigen. Im Rahmen des Geländetages des internationalen Vielseitigkeitsturnieres in Luhmühlen wird Marius offiziell aus dem Sport verabschiedet. Romeike übernahm die Schirmherrschaft der Veranstaltung.
Der Ort ist gut gewählt. 2002 startete das Paar hier seine Karriere mit einem Sieg der Holsteiner Mannschaft und einem zweiten Platz in der Einzelwertung beim Bundeswettkampf, ein Jahr später wurden sie an selber Stelle Deutsche Vizemeister und für ihr erstes Championat nominiert. Insgesamt bestritten Hinrich Romeike und Marius drei Europameisterschaften (2003 2005 und 2007), wurden Mannschaftsweltmeister 2006 und nahmen an zwei Olympischen Spielen teil. 2004 wurde der deutschen Mannschaft wegen eines Formfehlers Gold aberkannt, vier Jahre klappte es dann: Deutschland gewann Gold und für Hinrich Romeike erfüllte sich außerdem der Traum vom Einzelsieg.
Hall of Fame 2011: Dr. Matthias Baumann und die Holsteiner Stute Brilliante
Hall of Fame 2011: Dr. Matthias Baumann und die Holsteiner Stute Brilliante
Gerührt nahm Dr. Mattias „Thissy“ Baumann die unerwartete Ehrung entgegen, die vor ihm auch schon Ex-Bundestrainer Horst Karsten, Herbert Blöcker und seinem „Gold-Kollegen“ Claus Erhorn zuteil wurde. Mit Luhmühlen verbindet den sympathischen Bayern gute Erinnerungen. So hatte er hier im Jahr 1987 seinen ersten großen Erfolg mit einem 18. Platz bei den Europameisterschaften. Ein Jahr später feierte er mit dem Gewinn der Mannschafts-Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Seoul den größten Triumph seiner Karriere. Zwei weitere Mannschafts-Bronzemedaillen folgten: 1990 bei den ersten Weltreiterspielen in Stockholm und 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Seine Stellung als deutsche Nummer eins in dieser Zeit bestätigte er auch durch den dreimaligen Gewinn des deutschen Meistertitels in Folge: 1990 mit Shamrock in Achselschwang, 1991 und 1992 mit Alabaster in Luhmühlen. Bis heute ist der Tierarzt dem Sport eng verbunden. In diesem Jahr ist er als FEI-Tierarzt in Luhmühlen im Amt.
Ihren größten Erfolg feierten die Holsteiner Stute Brilliante und ihre Reiterin bei den Europameisterschaften im französischen Pau, wo sie Silber gewannen. Dieser Erfolg war der Höhepunkt einer langen gemeinsamen Karriere. 1887 wurde Brilliante v. Ricardo – Follywise xx im Stall Johannsen geboren und von ihrer Reiterin ausgebildet. Als Junge Reiterin gewann Inken Johannsen mit ihr zwei Mal in Folge den EM-Titel (1995 und 1996). 1998 wurde das Paar Deutscher Meister in Luhmühlen und gehörte im selben Jahr zum deutschen Team bei den Weltmeisterschaften in Rom, wo sie wegen eines Ausrutschers im Springen knapp eine Medaille verpassten.
Hall of Fame 2009: Claus Erhorn und dessen Olympiapferd Justyn Thyme
Hall of Fame 2009: Claus Erhorn und dessen Olympiapferd Justyn Thyme
„Ich habe in meinem Leben Zehntausende Pferde behandelt, aber noch auf keines eine Laudatio gehalten", sagte Dr. Karl Blobel (Ahrensburg), langjähriger Mannschaftstierarzt der deutschen Vielseitigkeitsreiter, der die Ehrung von Justyn Thyme vornahm. Das Paar fand 1987 als "Seiteneinsteiger" zusammen. Zu dieser Zeit hatte Claus Erhorn mit seiner Holsteiner Stute Fair Lady bereits 1984 in Los Angeles an Olympischen Spielen teilgenommen und dabei Mannschafts-Bronze gewonnen, war 1985 Sechster in Badminton gewesen und hatte im selben Jahr Mannschafts-Bronze bei den EM in Burghley geholt. Ein Jahr später nahm er mit Fair Lady an den Weltmeisterschaften im australischen Gawler und belegte dort Platz acht - drei Plätze hinter der damals 21-jährigen Britin Ann Mary Taylor mit Justyn Thyme. Sie hatte den braunen Wallach, den keiner wollte, von einem jungen "Problempferd" in den Spitzensport gebracht. 1987 wurde Fair Lady in die Zucht verabschiedet und es gelang der deutschen Mannschaftsführung den englischen Wallach für Claus Erhorn zu sichern. Noch im selben Jahr gewannen die beiden Mannschafts-Vizeeuropameister und Bronzemedaillengewinner in Luhmühlen und feierten ein Jahr später den größten Triumph in ihrer Karriere: Bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 holte das Paar Gold mit der deutschen Mannschaft und verpassten nur knapp eine Einzelmedaille. "Mit Herz und Gefühl" hatte Claus Erhorn "seinen englischen Wallach behutsam über die letzten 770 Meter bis zum Gold geführt, einen Abwurf hingenommen und Zeitfehler. Das Team-Denken hatte ihn zurückgehalten, ihm das mögliche Bronze entrissen. Er kehrte mit 6,75 Fehlerpunkten aus dem Parcours zurück, zwei Sekunden fehlten ihm zur Extra-Plakette, er vermisst sie nicht, "denn ich war immer einer für die Mannschaft, nie Egoist", schrieb damals der Sportinformationsdienst (sid) in seiner Meldung.
Claus Erhorn wurde 1959 in Hamburg-Harburg geboren. Seine Eltern hatten einen landwirtschaftlichen Betrieb, auf dem auch Pferde gezüchtet wurden. Bereits mit zwölf Jahren begann er seine vielseitige reiterliche Laufbahn. Schon frühzeitig entschied er sich für den Beruf des Pferdewirtes und absolvierte eine Bereiterlehre bei Hans Jörg Böhmer im Gestüt Neritz. 1990 legte er seine Meisterprüfung ab. Seinen Wehrdienst leistete Claus Erhorn an der Bundeswehrsportschule in Warendorf ab, von da aus ging der an die Landesreitschule in Vechta, die damals vom heutigen Bundestrainer Hans Melzer geleitet wurde. Später machte er sich bei der Familie Koch in Vierhöfen mit einem Privatstall selbstständig. Seine wichtigsten Ausbilder und Trainer waren Christian Engfer, Uwe Wichmann, Rosemarie Springer, Horst Karsten und Martin Plewa. Seit 2000 ist er im Ausbildungszentrum Luhmühlen als Ausbilder tätig und hat seit 2001 das Amt des Landestrainers im Verbandsbereich Hannover inne. (Text: fn-press)
Hall of Fame 2008: Herbert Blöcker und sein Erfolgspferd Feine Dame
Hall of Fame 2008: Herbert Blöcker und sein Erfolgspferd Feine Dame
Zum zweiten Mal hat die internationale Vielseitigkeitsreiter-Vereinigung (Eventriders Association, ERA) im Rahmen des internationalen Vielseitigkeitsturnier in Luhmühlen zwei herausragende Repräsentanten des deutschen Vielseitigkeitssports in die Hall of Fame berufen. Nach Bundestrainer Horst Karsten und Bettina Hoys Erfolgspferd Watermill Stream, die im vergangenen Jahr diese Auszeichnung erfuhren, durfte sich jetzt ein deutsches Ausnahmepaar über den Einzug in die "Ruhmeshalle" des Vielseitigkeitssports freuen: Herbert Blöcker und seine unvergessene Holsteiner Stute Feine Dame, die Silbermedaillengewinner der Olympischen Spielen 1992 in Barcelona. In seiner Laudatio rief der ehemalige Bundestrainer Martin Plewa (Warendorf) die Erinnerungen an das "Holsteiner Dreamteam" wach, die die Teilnehmer an der Ehrung mit lang anhaltenden Standing Ovations quittierten.
Vier Olympische Spiele
Die Karriere Herbert Blöckers begann in den 70er Jahren, als der Holsteiner 1973 - damals 30-jährig - den Titel des Mannschafts-Europameisters und für sich selbst die Silbermedaille in Kiew holte. Daraufhin folgten Championatseinsätze und Medaillen Schlag auf Schlag. Insgesamt nahm Blöcker mit unterschiedlichen Pferden an acht Europameisterschaften, fünf Weltmeisterschaften und vier Olympischen Spielen (inklusive der "Ersatzspiele 1980 in Fontainebleau) teil, gewann dabei neun Medaillen und wurde zwei Mal Deutscher Meister und fünf Mal Vizemeister, zuletzt 1997.
Verleihpferd auf Sylt
Seine zahlreichen Erfolge verdankte Blöcker einer ganzen Reihe von Pferden, doch am meisten in Erinnerung dürfte seinen Fans die Fuchsstute Feine Dame geblieben sein. Die 1976 bei Züchter Johann Peter Kruse in Riesby geborene Tochter des Vollblüters Diplomat xx begann ihre Karriere zunächst als "Verleihpferd" auf Sylt. Erst über Umwege gelangte sie 1982 in den Stall von Friedrich Dehn in Süderholz und erlangte mit dessen Tochter Imke ihre ersten Meriten in der Vielseitigkeit. Als Elfjährige verpachtete ihr Besitzer Hans-Jürgen Grabert die "Feine" an den Holsteiner Verband, der damit seinen langjährigen Angestellten Herbert Blöcker beritten machte.
Höhepunkt in Barcelona
"Ihre Einstellung war top", lobte dieser die Stute in den höchsten Tönen. Bereits kurz nach ihrem Umzug nach Elmshorn nahm das Paar an der Deutschen Meisterschaft und den Europameisterschaften in Luhmühlen statt. Ihren Olympiaeinsatz, der bereits 1988 zum Greifen nah war, musste es jedoch verletzungsbedingt um vier Jahre verschieben. In Barcelona erlebten die beiden Holsteiner den Höhepunkt ihrer Karriere. Blöcker und Feine Dame, damals bereits 16-jährig, gewannen Bronze mit dem deutschen Team und holten sich außerdem die Silbermedaille in der Einzelwertung. Nach den Spielen wurde die Stute in Rente geschickt, verbrachte ihre letzten Jahre in einer kleinen Herde in Süderholz, wo sie 1996 im Alter von 20 Jahren verstarb.
Ihr Reiter setzte dagegen seine Karriere weiter fort, nahm 1996 in Atlanta mit Kiwi Dream ein weiteres Mal an Olympischen Spielen teil und bestritt 2002 im Alter von 59 Jahren mit Chicoletto bei den Weltreiterspielen in Jerez sein 17. Championat für Deutschland.
(fn-aktuell/buschreiter.de)
Hall of Fame 2007: Horst Karsten und Watermill Stream
Hall of Fame 2007: Horst Karsten und Watermill Stream
Vor Wochen hatte die ERA dazu aufgerufen, geeignete Kandidaten - Reiter und Pferde - zu benennen. Auch buschreiter.de hat die Aktion mit einem Aufruf zur Nominierung unterstützt. Gefragt waren zwei- und vierbeinige Persönlichkeiten, die sich für den Vielseitigkeitssport in besonderer Weise verdient gemacht haben. Die Ehrung fand im Rahmen eines Empfangs für Reiter, Pferdebesitzer, Sponsoren und Offizielle beim internationalen Vielseitigkeitsturnier in Luhmühlen statt. Mit Standing Ovations bekundeten die Gäste ihre Zustimmung zu der Wahl der Jury.
Horst Karsten zählt zu den bekanntesten Persönlichkeiten der deutschen Vielseitigkeitsszene. Während seiner aktiven Zeit zählte er nicht nur zu den besten, sondern auch beständigsten deutschen Reitern: Zwischen 1964 und 1986 war der fünffache Deutsche Meister 14 Mal Mitglied eines deutschen Teams bei internationalen Championaten und gewann bei Europameisterschaften eine Gold- (Kiew, 1973), eine Silber- (Burghley, 1977) und zwei Bronzemedaillen (Haras du Pin, 1969, und Luhmühlen, 1975) sowie je eine Bronzemedaille bei Weltmeisterschaften (Burghley, 1974) und Olympischen Spielen (Tokio, 1964). Dreimal stand er bei Europameisterschaften auch in der Einzelwertung auf dem Treppchen, wo ihm jeweils die Bronzemedaille verliehen wurde: 1965 in Moskau, 1973 in Kiew und 1977 in Burghley.
Nach den WM 1986 in Gawler übernahm er das Amt des Bundestrainers und hatte maßgeblichen Anteil an den Erfolgen der deutschen Vielseitigkeitsreiter, unter anderem an Mannschafts-Gold bei den Olympischen Spielen in Seoul sowie Mannschafts-Bronze bei den Olympischen Spielen in Barcelona sowie bei den Weltreiterspielen in Stockholm 1990 und in Den Haag 1994. "Horst Karsten war in der Lage, auch aus mittelmäßigen Pferden das Beste herauszuholen und gemeinsam mit ihnen Höchstleistungen zu vollbringen", zitierte Bundestrainer Hans Melzer (Putensen) in seiner Laudatio den langjährigen Vorsitzenden des Vielseitigkeitsausschusses des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR), Hilarius Simons.
Der Vollblüter Watermill Stream gehörte mit seiner Reiterin Bettina Hoy, damals noch Overesch, fünf Mal in Folge einem Championatsteam an und holte 1997 den bisher ersten und einzigen Einzeltitel nach 1936 für Deutschland (sieht man von Olympia-Gold in Athen ab, das Bettina Hoy am Grünen Tisch aberkannt worden ist). Der Schimmel wurde zunächst von der Niederländerin Alice Lozeman bei den Jungen Reitern vorgestellt. 1993 kam er in den Stall von Bettina Hoy in Rheine, der es mit Hilfe Horst Karstens gelang, den "Headshaker" zu einem guten Dressurpferd auszubilden. 1994 gewannen die Deutschen mit Hilfe Watermill Streams Mannschafts-Bronze bei den WM in Den Haag. 1995 nahmen "Spooky" (englisch für guckerig) und Bettina Hoy an den EM in Pratoni del Vivaro teil, 1996 starteten sie bei den Olympischen Spielen in Atlanta/USA. 1997 erlebte das Paar seinen größten Triumph mit dem Gewinn des Europameistertitels in der britischen Vielseitigkeitshochburg Burghley. Ein Jahr später verpassten sie nur knapp die Chance auf den Weltmeistertitel, da Watermill Stream - nach Dressur und Gelände auf Platz zwei liegend - aufgrund einer Verletzung aus der Prüfung genommen wurde. Ende 1999 verabschiedete sich der Schimmel aus dem Sport und verbrachte seinen Ruhestand auf einer Koppel in der Nähe der Hoys im britischen Gatcombe. Er verstarb im vergangenen Jahr im Alter von 23 Jahren. (buschreiter.de/fn-aktuell/Uta Helkenberg)