Mit dem Parcourschef über die Geländestrecke

Course Designer und Offizielle haben die Verantwortung, lösbare Aufgaben zu stellen und Geländestrecken so sicher wie möglich zu gestalten. Dabei sollten sie versuchen, alle möglichen Faktoren in ihre Planungen miteinzubeziehen. Risikomanagement und Sicherheitsaspekte haben oberste Priorität. In diesem Sport lernen wir jeden Tag etwas dazu, insbesondere wenn etwas Überraschendes oder Unerwartetes passiert – und natürlich sind alle nach einer Veranstaltung noch klüger als zuvor. Athleten stehen zunehmend im Rampenlicht. Sie müssen sich selbst und ihre Pferde beobachten und je nach ihrer Tagesform Entscheidungen treffen. Manchmal bedeutet dies auch, einen Ritt vorzeitig zu beenden. Genau wie Menschen können Pferde gute und weniger gute Tage haben. Die Gründe dafür werden wir vermutlich nie genau wissen oder verstehen. Doch die Reiter müssen entscheiden, ob sie und ihr Pferd an diesem Tag weitermachen oder auf die Fortsetzung des Rittes verzichten. Wo es möglich ist, vermeiden Sicherheitssysteme an Geländehindernissen unglückliche Situationen für Pferde, wenn der Reiter einen Fehler macht. Dies ist offensichtlich leichter gesagt als getan, aber es ist immer in unseren Gedanken.

 

Die Geländestrecke wurde in diesem Jahr gedreht. Dadurch haben sich einige Aufgaben verändert, doch die üblichen beliebten Hindernisse sind weiterhin Bestandteil des Kurses. Die ersten Hindernisse, der Auftakt der Sparkasse Harburg-Buxtehude (1), der Niemann-Laes Tisch (2) und die Sport-Physio Bank (3) sind unkompliziert, fördern einen guten Rhythmus und sorgen dafür, dass die Pferde gut „in die Luft“ kommen.

 

Der Willke’s rail Tisch (4) ist mit dem MIM-Sicherheitssystem ausgestattet. Danach geht es weiter zur Busch-Oxer Kombination (5a, b, c). Diese erste Kombination sollte nicht besonders schwierig sein, aber die Reiter müssen aufmerksam sein, weil die beiden Holz-Stumpen recht schmal sind und ein Vorbeiläufer sehr frustrierend wäre.

 

Als nächstes kommt der Holztisch (6). Seine maximalen Abmessungen sollen die Pferde wieder öffnen, bevor es mit einer Rechtswendung zu den zwei Kennels (7a, b) geht. Die Pferde müssen geschickt und mit Vertrauen das erste Element springen. Durch die Neigung des Bodens sehen sie erst spät, wo sie landen werden. Der zweite Kennel auf dem nächsten Hügel kommt sehr schnell. Der Schlüssel wird sein, dass der erste Kennel nicht zu stark übersprungen wird.

 

Der massive Holzstoß (8) sollte für Reiter und Pferde auf diesem Niveau mühelos zu bewältigen sein. Danach geht es in einer Rechtswendung mit drei Galoppsprüngen zu den Busch-Ecken (9a, b). Damit die Pferde diese Aufgabenstellung erfassen können, sollte das Tempo beim Anreiten entsprechend angepasst werden - hier ist Vertrauen gefragt. Bei dieser Art Hindernis, insbesondere am zweiten Element, kann sehr schnell ein Vorbeiläufer passieren.

 

Über dem imponierenden Grabensprung (10) müssen die Pferde mutig nach vorn springen. Auch wenn dieses Hindernis beeindruckend aussieht, sollte es sich sehr gut reiten lassen.

 

Die heimWatt Kombination (11a, b, c) ist sehr anspruchsvoll. Es ist wichtig, mit der richtigen Geschwindigkeit anzureiten – nicht zu schnell, damit die Pferde die Aufgabe richtig lesen können und nicht zu langsam, damit man keine Verweigerung riskiert. Die Pferde müssen athletisch, selbstsicher und ehrlich sein. Sie müssen das letzte Element der Kombination anziehen, da hier ein Vorbeiläufer immer möglich ist. Das erste Element der Kombination ist mit MIM Clips ausgerüstet, falls jemand ins Straucheln gerät. Und für den Fall, dass jemand nicht optimal über den Graben springt, gibt es für das letzte Element eine Alternative, die keine Strafpunkte bringt, aber Zeit in Anspruch nimmt.

 

Weiter gehts zu einem intensiven Teil der Strecke. Der Oxer (12) ist ein Hindernis mit maximalen Abmessungen. Danach geht es zur LeMieux Lagune (13a, b, c, d). Hier gibt es einen direkten Weg und eine längere Alternative für diejenigen, die sich nicht so mutig fühlen oder für Pferde, die noch nicht so viel Erfahrung haben.

 

Der direkte Weg führt über einen schwebenden Baumstamm mit Hecke, der einen nahezu maximal tiefen Einsprung ins Wasser hat. Dann folgt drei Galoppsprünge später eine Ecke im Wasser, bevor es nach vier Galoppsprüngen über die Wassermühle geht. Die längere Alternative führt einmal um den Wasserkomplex herum. Dann geht es über eine Hecke in das Wasser hinein, den Hügel hinauf über die schmale Kiste, zu einer schmalen Bürste und schließlich über die Wassermühle.

 

Aus Sicherheitsgründen bietet auch der direkte Weg eine alternative Möglichkeit: Wer sich zunächst für den direkten Weg entscheidet, jedoch beim Einsprung ins Straucheln gerät, kann sich spontan dazu entscheiden, über die schmale Büste zur Wassermühle zu gelangen, und damit ohne Fehlerpunkte davonkommen

 

Die Reiterbar (14) ist, obwohl sie sehr groß ist, ein Erholungssprung. Danach geht es zur LVM Wellenbahn (15a, b, c). Anders als in den letzten drei Jahren geht die Wellenbahn nun hinauf. Die Reiter müssen das erste Element sehr korrekt auf optimaler Linie anreiten. Eine gebogene Linie von vier Galoppsprüngen sollte sie dann zu einer guten Distanz für die Kante führen. Dann geht es erneut um eine korrekte Linie und darum, wie gut sie die Steigung bewältigen. Auch wenn die Bürste auf dem Hügel beim Anritt sehr groß aussieht, sollte sie sich gut reiten lassen.

 

Der große Trakehner (16) kommt als Nächstes und ist Teil des Meßmer Teich (17a, b, c) Komplexes. Er ist an sich unkompliziert, doch die Herausforderung liegt darin, das richtige Tempo zu wählen, denn die schmale Bürste (17a) vor dem Wasser folgt sehr schnell. Die Pferde müssen hier ehrlich sein und die Reiter müssen Übersicht haben, denn ein Vorbeiläufer kann sehr schnell passieren, auch wenn Reiter und Pferde auf diesem Niveau sehr gut mit dieser Art von Hindernissen vertraut sind.

 

Die Atmosphäre des Meßmer Teichs muss immer mitberücksichtigt werden. Hier sind viele Zuschauer und es ist allgemein viel los. Dessen müssen sich die Reiter bewusst sein.

 

Nach dem schmalen Element geht es weiter auf die Insel zu einem Baumstamm und dann auf drei Galoppsprünge zur einer schmalen Dreifachbürste. Keine einfache Aufgabe – die Pferde müssen selbstsicher und ehrlich sein.

 

Wer sich gegen den direkten Weg entscheidet, verbringt viel wertvolle Zeit damit, um das Wasser herumzureiten.

 

Auf dem Weg zum Turnierplatz wartet mit dem Holzstoß (18) zunächst ein Erholungssprung, bevor es zu der mit dem MIM-System ausgestatteten Manzke Ecke (19) geht.

 

Der Busch Oxer der Longines Kombination (20a, b, c) misst hinten 1,45m und hat damit maximale Abmessungen. Dann können die Reiter eine individuelle Distanz wählen, um zu zwei schräg gestellten, mit Wassergräben unterbauten, Bürsten zu gelangen, die mit einem Galoppsprung zu überwinden sind.

 

Der Lotto Vogel (21) und Gärtnerei Wrede’s Rennbahnsprung (22) sind gefällige Hindernisse, obwohl sie hoch sind und Respekt verdienen. Dann geht es weiter zur Trainingsplatz Kombination (23a, b), bestehend aus einem mit MIM Clips versehenen Gatter bevor auf leicht gebogener Linie drei Galoppsprünge später ein Wurzelstamm folgt. Hier können die Pferde auf der liken Seite schnell vorbeihuschen. Ich möchte mit dieser Aufgabe bezwecken, dass die Reiter aufmerksam bleiben und sich nicht gedanklich schon auf der Zielgeraden wähnen.

 

Die drei Sprünge am Longines Wasser (24a, b, c) kommen als Nächstes. Nachdem sie die Strecke vom Trainingsplatz bergauf galoppiert sind, bereitet die Hütte sie auf die folgende Aufgabe vor. Weiter geht es zu zwei schräg versetzten Hecken auf zwei Galoppsprünge. Diese sehen hoch aus und sind es auch, doch die Bürsten geben nach. Mir ist bewusst, dass einige Pferde langsam ein wenig ermüden, deshalb sind fehlerverzeihende Hindernisse entscheidend. Dennoch sollte hier noch nicht an das Ziel gedacht oder das Hindernis unterschätzt werden, da sonst leicht ein Vorbeiläufer passieren kann.

 

Nun folgt ein langer Galopp bis zum unkomplizierten Rathaus (25) mit maximalen Abmessungen. Die letzten Hindernisse erfordern Respekt. Wenn einem jetzt ein blöder Fehler unterliefe, wäre das so frustrierend.

 

Für sich genommen ist das Gestüt (26) nicht besonders schwierig, doch die Landestelle liegt etwas tiefer. Es sollte nicht zu schnell geritten werden, denn nur vier Galoppsprünge später folgen auf gebogener Linie zwei mit MIM Clips ausgestattete Voltaire Oxer (27a, b). Sie sind nicht besonders schwierig, aber die Reiter müssen sie ernst nehmen um zu verhindern, dass die MIM Clips auslösen und sie dafür 11 Strafpunkte erhalten. Die Pferde werden etwas müde sein. Deshalb sind die Hindernisse auch nicht im Endmaß gebaut.

 

Den Longines Final Jump (28) möchten alle sehen. Hoffentlich haben die Reiter und Pferde alle eine gute Runde hinter sich und sind dadurch noch mehr zusammengewachsen.

 

Für einige Teilnehmer beginnt hier die Reise zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 oder zu den diesjährigen Europameisterschaften in Frankreich und sie werden versuchen, sich für diese Reise zu empfehlen.

 

Viel Erfolg und ein großes Dankeschön an alle die so hart daran arbeiten, diese Geländestrecken zu verwirklichen!